In einem Buch soll man ehrlich aufschreiben, wie es ist, dann können Bücher helfen“, sagte Birgit Fuß bei ihrer Lesung in dem gemütlichen Café HenrichS am EIngang des Bibertals. Ehrlich und autobiografisch hat sie geschrieben und nicht nur das. In ihrem Buch „Sterben darfst Du aber nicht“ verarbeitet sie eigene Erfahrungen in der Beziehung zu ihrem Freund, der nach kurzer Krankheit in rund zwei Wochen verstarb. Für die Autorin handelt das Buch aber auch wesentlich über die Liebe, denn die kann ihnen keiner mehr nehmen, so eine wichtige Botschaft in dem Buch. Birgit Fuß geht mit dem Thema auf ihre Weise um, ehrlich, authentisch, offen beschreibt sie Gefühle und letztlich tröstliche Erkenntnisse.

Kulturringvorsitzender Klaus Herting freute sich, die Autorin zum dritten Mal in Rüthen zu begrüßen. Ein herzlicher Dank galt Gastgeber Frank Schnelle und seinem Team von dem HenrichS. Hauptberuflich ist Birgit Fuß Redakteurin bei dem Magazin „Rolling Stone“, nach Lesungen über Jim Morrison und R.E.M. hatte sie nun ein persönliches Thema mitgebracht und stellte in den ausgewählten Textstellen traurige und lebensbejahende Augenblicke aus der erlebten Zeit vor.
Es begann mit einer SMS, der Partner musste ins Krankenhaus. Aus dem Alltag heraus war es ungewohnt, ihn nun in dem sterilen Zimmer zu besuchen. Der Anblick von Philip erschreckte sie und ließ vermuten, dass sich das partnerschaftliche Leben nun ändert. „Ich hätte ihn so gerne vom Sterben abgehalten“, zeigt ihre Gefühle, aber auch eine gewisse Ausweglosigkeit.
Eigentlich wollte Tom Liwa die Autorin wie bei den beiden vorherigen Lesungen in Rüthen begleiten, der Musiker war aber erkrankt. Auf seine Musik brauchten die Zuhörer dennoch nicht verzichten. Authentisch, einfühlsam und mit rauchiger Stimme erreichte sie auch als Tonaufzeichnung das Publikum und untermalte die gelesenen Textpassagen, als beispielsweise auf das Leben zurückgeblickt wurde.
Dann las Birgit Fuß weiter. Sie und Philip haben sich beim Kennenlernen zunächst viel geschrieben. Aus 30.000 Nachrichten hatte sie aufgeschrieben, wie sie auf seine Fragen antwortete, ehrlich, und sich etwas traute. Aus dem Schreiben wurde ein Flirten, aber auch Dosenravioli, Zitate aus Liedern und anderes waren Themen, in denen sich der gemeinsame Humor zeigte. So kam sie aus einer Einsamkeit, ließ Gedanken an ihren vorherigen Mann in den Hintergrund treten, und hatte sich in eine Person verliebt, ohne sie zunächst gesehen zu haben. „Du bist alles“, wurde dann in dem eingespielten Lied gesungen.
In dem Kapitel „Der Schock und die Sprachlosigkeit“ wird von der Zeit nach dem Tod des Partners berichtet. Man kann sich in Dinge stürzen, die zu erledigen sind, aber oft muss sie weinen. Auch das Einkaufen macht Schwierigkeiten. Sie möchte Philip gerne wiederhaben, hat die Erinnerungen an ihn auch nach der Beerdigung. Sie beschreibt eine Metapher angesichts einer brennenden Kerze: „Mein Feuer wird immer für Dich brennen“. Und zentral ein weiteres Zitat „Unsere Liebe kann mir niemand mehr nehmen“ beschreibt, was bleibt, auch wenn sie so wenig Zeit miteinander hatten.
In der Trauer fiel es ihr schwer, Musik zu hören und darüber zu schreiben. Das erschwerte ihren Beruf als Redakteurin in einem Musikjournal. Dann hatte sie ein Interview mit Bono Vox. Der U2-Sänger wird in dem Buch von einer wenig bekannten menschlichen Seite vorgestellt. Aus dem geplanten Interview mit U2 in Sao Paulo wurde ein Telefonat, in dem der Sänger Verständnis für die persönliche Situation in der Trauer hatte. Trauer als Maßstab für die Liebe, war es doch bemerkenswert, dass sich ein Rockstar für die Belange der sie umgebenden Menschen interessierte. Bono selber hatte eine lange Operation überstanden, persönlich Gedanken über die Leere und wie man sie überwindet, teilte er mit der Interviewerin. Als die beiden sich dann später persönlich trafen, war Bono Vox Freude anzumerken. „Er ist einfach ein guter Mensch, er interessiert sich für andere und will helfen“, war das persönliche Fazit von Birgit Fuß über den Weltstar.
Dann kam sie in dem Buch wieder zu ihren Empfindungen und dem Tag ein Jahr nach dem Tod von dem Partner. „Die Liebe und die Dankbarkeit waren genauso groß geblieben, aber die Trauer ein bisschen weniger geworden“, sagt Birgit Fuß. An ihrer Lieblingsbank zündete sie eine kleine Kerze an, ging zu gemeinsamen Orten und reflektierte Gedanken und Erinnerungen. Wie ein Tier beim Widerkäuen, ein weiteres Bild aus dem Buch, Nahrung verdaut, verarbeitet sie nach wie vor Gedanken und ist überzeugt von dem schon zuvor gesagten: „Unsere Liebe kann mir niemand mehr nehmen“.
